08 Juni Ein Think Tank zum Weiterdenken
Pro und Contra der HWS Immobilisation
Fachvortrag von Michael Girsa, Rettungsoffizier und Field Supervisor
Eine eingehende Gegenüberstellung der derzeit verbreiteten Lehrmeinungen innerhalb der Rettungsorganisationen in Österreich (ITLS, PHTLS, RK Lehrmeinung) zeigt, dass in Sachen HWS Immobilisation unterschiedliche Ansätze vorhanden sind, die teils widersprüchlich beschrieben werden.
Daten und Fakten:
- Eine korrekte Immobilisation der HWS/WS kann nur durch eine Ganzkörperimmobilisation erzielt werden.
- Falsch angelegte Zervikalstützen verschlechtern die Immobilisation
- Eine manuelle Immobilisation am Unfallort ist ausreichend
- Selbstrettung ist schonender als rasche Rettung aus Fahrzeugen
- Es entstehen Druckstellen
- Der intrazerebrale Druck steigt
- Atemwegsmanagement ist erschwert
- Immobilisation von penetrierenden Verletzungen ist nicht mehr empfohlen!
Weiterentwicklung des Kornhal-Algorithmus nach Michael Girsa 2018:
Fazit: Die Entscheidungskriterien zur Immobilisation für die Präklinik müssen verbessert werden. Das Management von TraumapatientInnen mit potentiellen Wierbelsäulen- bzw. Rückenmarksverletzungen muss weg von traditionellen Dogmen, und hin zur individuellen, auf den PatientInnenbedarf zugeschnittene, präklinische Versorgung.
Der Sanitäter im Österreichischen Bundesheer
Fachvortrag von Mag. Major Mario Rauch, Sanitätszentrum Ost
Der Weg vom Zivilisten zum kämpfenden Sanitäter ist im Österreichischen Bundesheer klar vorgegeben. 2-3 Tage Assessment stellen sicher, dass alle nötigen körperlichen und psychischen Kompetenzen mitgebracht werden. Die Ausbildung selbst erfolgt in drei Stufen und dauert insgesamt 18 Monate. Die Aufgaben umfassen Erstmaßnahmen in der Betreuung kranker, verletzter und hilfsbedürftiger Personen im In- und Ausland sowie die Mitarbeit in der Ausbildung.
Was im zivilen Leben noch weit entfernt ist, wird im Militär schon vorgemacht: Denn es besteht mit der Möglichkeit zur Weiterbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger eine Durchlässigkeit zwischen den Tätigkeitsfeldern im Gesundheitsbereich.
Weniger ist mehr: Resuscitation Quality Improvement
Fachvortrag von Gerald Kramer, Program Director Laerdal
Medizinische Wissenschaft, effiziente Ausbildung und lokale Umsetzung ergeben die Überlebensrate beim Herzkreislaufstillstand. Und die ist leider je nach Region erschreckend niedrig. Ganz abgesehen davon, dass es in Österreich auch kein Reanimationsregister gibt und deshalb viele Zahlen im Dunkeln liegen.
Dabei lautet eines der Grundprinzipien der Resuscitation Academy, dass man nur das verbessern kann, was man messen kann. Deshalb gibt es auch ohne Daten keine messbare Verbesserung.
Wann war eure letzte Reanimation? Aus einer amerikanischen Studie geht hervor, dass 11% der Paramedics keine Reanimation im Jahr haben. Und die, die öfter reanimieren, bringen ihren Patienten auch mehr als doppelt so hohe Überlebenschancen.
Wie kann man also sicherstellen, dass alle jederzeit gut trainiert und vorbereitet sind? Drei Faktoren müssen dafür zusammenspielen: die Qualität muss stimmen, die Compliance muss gegeben sein und die Kosten des Trainings müssen tragbar sein. Dafür hat Laerdal RQI entwickelt.
Wie die Grafik zeigt, flachen die praktischen Fähigkeiten im Basic Life Support rasch ab. Eine Rezertifizierung alle zwei Jahre ist als Überprüfung und Übung viel zu wenig.
Wer häufig und dafür kurz und qualitativ hochwertig übt, kann behält die Kompetenz langfristig. Mit RQI kann jede und jeder üben, wann er oder sie möchte, bekommt unmittelbar Feedback vom System und das Training wird protokolliert. Im klinischen wie auch präklinischen Bereich ist ein zusätzlicher Benefit, dass sich kurze 10-15 minütige Übungen einmal im Quartal deutlich besser mit Dienstplänen vereinbaren lassen.
Alle Präsentationen können vom Mitgliedern beim BVRD.at unter office@bvrd.at angefordert werden.
Die „Think Tanks“ des BVRD.at sind ein Diskussionsformat, bei dem Wissensvermittlung, Meinungsaustausch und Networking im Vordergrund stehen.